Hedwig von Beverfoerde von der „Demo für alle“ lädt in einem Newsletter nochmals zu ihrem sog. „Symposium“ in Frankfurt ein. Der bislang noch fehlende Redner zum Thema „Ehe-Öffnung in Europa und weltweit“ steht nun auch fest: Es ist Dr. Jakob Cornides, der angibt, Beamter der Europäischen Kommission zu sein. Von Christian Maluck.

In einem gestern versandten Newsletter lädt Hedwig von Beverfoerde nochmals zum sog. „Symposium“ der „Demo für Alle“ ein. In Kritikern der Veranstaltung sieht die katholische Fundamentalistin, wie sie schreibt, „Gegner von Recht und Meinungsfreiheit“. Das kann man wohl schon als verleumderisch bezeichnen und klingt aus der Feder einer Person, die zwar selbst angeblich die Meinungsfreiheit hoch hält, Kritiker aber immer wieder von der Seite ihrer „Demo für alle“ verbannt und den Veranstaltungsort ihres „Symposiums“ vor der Öffentlichkeit geheim hält, um sich mögliche Gegendemonstranten vom Hals zu halten, mehr als bizarr.

Newsletter der „Demo für alle“ vom 11. Januar 2018

Beamter der EU-Kommission und Therapie von „Homo-Unzüchtigen“

Der bislang noch fehlende Redner zum Thema „Ehe-Öffnung in Europa und weltweit“ steht nun auch fest: Es ist Dr. Jakob Cornides, der in einem Kommentar im österreichischen „Der Standard“ angibt, Beamter der Europäischen Kommission zu sein. Cornides wird auch als Unterzeichner der Initiative „Für Freiheit und Selbstbestimmung“ angegeben, die auch von der ehemaligen extrem homophoben Seite kreuz.net veröffentlicht wurde, in dem das „Recht“ auf „Therapie“ von Homosexualität gefordert wird. kreuz.net schreibt dabei von der „Freiheit der Rede und Wissenschaft in der Homofrage und die Freiheit, Homo-Unzüchtige zu therapieren“ (Quelle). „Den Impuls für diese wichtige Erklärung gab die Buchautorin Gabriele Kuby“, ist auf Mathias von Gersdorffs Seite seiner Aktion „Kinder in Gefahr“ nachzulesen. Von Gersdorff gibt dort auch an, einer der Erstunterzeichner zu sein.

Auch Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Gabriele Kuby, Prof. Dr. Dr. Thomas Schirrmacher, Prof. Dr. Manfred Spieker, Prof. Dr. Harald Seubert, die auch schon von der „Demo für alle“ als Redner engagiert waren oder, wie im Falle von Gabriele Kuby, auch an ihr beteiligt sind, werden als Unterzeichner genannt. Auch die Organisatorin der „Demo für alle“, Hedwig von Beverfoerde, ist als Unterzeichnerin angegeben.

Lob für Gabriele Kuby und „Sodomie“

Cornides kommentiert auch bei kath.net und in der katholischen Zeitung „Die Tagespost“, etwa gegen das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare (Quelle). Und Cornides ist in einer Rezension bei Amazon auch voll des Lobes für eines von Gabriele Kubys Büchern. In einer anderen Rezension an gleicher Stelle spricht der EU-Beamte bei der Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben im Eherecht von der „Gleichsetzung der (ihrer Natur nach sterilen) Sodomie mit dem (seiner Natur nach fruchtbaren) ehelichen Akt“ sowie einer „bizarren Ideologie, die die westliche Zivilisation im Kern zerstört“.

Gleiche Menschenrechte vs. „öffentliche Ordnung und Moral“

Dr. Jakob Cornides, wird in Gabriele Kubys Buch „Die globale sexuelle Revolution“ zu den Yogyakarta-Prinzipien zitiert. Bei den Yogyakarta-Prinzipien handelt es sich um essenzielle Menschenrechte in Bezug auf sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität. Durch die Anerkennung dieser Prinzipien sieht Cornides „Versammlungen und Demonstrationen, welche den LGBT-Lebensstil propagieren“ – hier geht es um Gleichberechtigung – im möglichen Konflikt mit der „öffentlichen Ordnung und Moral“.

LGBT-Personen könnten durch ein festgeschriebenes „Recht zur friedlichen Versammlung und Vereinigung“ die „unbegrenzte Freiheit“ erhalten, „Personen zu beleidigen und zu provozieren, welche ihre Ansichten nicht teilen oder sich gegen die Durchsetzung ihrer Agenda wehren„, befürchtet Cornides. Ein dreister Versuch also, diejenigen, die auf ein vermeintliches Recht auf Diskriminierung pochen, zum potenziellen Opfer zu machen. Frei nach dem Motto: Unterdrücke sie, sonst unterdrücken sie womöglich dich noch.

Die in den Prinzipien definierten LGBT-Menschenrechte verurteilt Cornides als „Privileg“, das zur Folge hätte, dass „die Demokratie zu Gunsten der LGBT-Agenda aufgegeben würde“. Außer Acht lässt der „Experte für internationales Recht“ dabei, dass es das Wesen eines demokratischen Rechtsstaats ist, dass alle Menschen die gleichen Rechte haben und Minderheiten besonders vor Diskriminierung geschützt werden müssen.

Weitere Informationen

Über die weiteren Rediner*innen bei der zu Unrecht als „Symposium“ bezeichneten Veranstaltung und die Hintergründe informieren wir ausführlich in einem eigenen Blog.

Korrektur am 14.01.2018: In der ersten Version dieses Textes stand, dass das Schreiben, in dem das Recht auf „Therapie“ von Homosexualität gefordert wird, auf kreuz.net zurückging. Tatsächlich setzte, wie bei Mathias von Gersdorff zu lesen ist, Gabriele Kuby den Impuls dafür. Von kreuz.net wurde es auch veröffentlicht. Von dort stammt auch die Formulierung „Homo-Unzüchtige“.

Mehr Informationen zum Thema? Like jetzt unsere Facebook-Seite Besorgte Homos.


besorgter

Christian Maluck ist 1973 geboren und verfolgt das Treiben von „besorgten Eltern“ seit dem Jahr 2015. In dieser Zeit hat er sich intensiv mit Bildungsplänen, Bildungspolitik, Sexualpädagogik und Gender Studies und Gender Mainstreaming auseinandergesetzt und wirkt seitdem auch an der Facebook-Seite „Besorgte Homos“ mit (www.facebook.com/besorgte). Aufgrund eigener Diskriminierungserfahrung an der Schule liegen ihm diese Themen besonders am Herzen. Mit LGBTIQ*-Politik beschäftigt sich Christian Maluck bereits seit dem Jahr 2000. Unter anderem war er 12 Jahre ehrenamtlich beim schwul-lesbischen Magazin Uferlos bei Radio LORA München 92,4 engagiert.

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