(Extrem) Rechte und Fundamentalchristen versuchen, die Grenzen des vermeintlich Sagbaren immer weiter zu verschieben. Seit langer Zeit wird das global auch massiv gegen Trans-Personen betrieben. Jetzt dürften sie damit zu weit gegangen sein. Von Christian Maluck.

Der Hass gegen Trans-Personen nimmt in fundamentalistischen Kreisen immer extremistischere Formen an, wie sich an deren immer radikaleren Äußerungen zeigt.

„Demo für alle“: Warnung vor „Vermischung der Geschlechter“

Erst kürzlich wurde bei der „Demo für alle“ ein Beitrag des nach immer weiter rechts abdriftenden kath.net verlinkt, in dem vor einer „Vermischung der Geschlechter“, eine von kath.net verwendete Formulierung, gewarnt wurde. Grund: An US-Schulen sollen Trans-Personen sich wieder entsprechend ihrer Geschlechtsidentität umkleiden und am Sportunterricht teilnehmen können. Das war von der Trump-Regierung zuvor verboten worden, was für Trans-Personen eine massive Demütiung und Entwürdigung aufgrund der Nichtanerkennung ihrer Transidentität bedeutete.

Die von ganz weit rechts deshalb nun verbreitete Warnung vor einer „Vermischung“ von Personengruppen (Cis* und Trans* entsprechend ihrer Geschlechtsidentität), dürfte schlimmste Erinnerungen wecken, war doch, im Wahn um einen vermeintlich „gesunden Volkskörper“, genau diese Sorge die Grundlage für die Verfolgung und Vernichtung durch die Nationalsozialisten (s. Opfer der NS-Zeit: Nationalsozialistische Rassenideologie, s. Buch „Aus dem Volkskörper entfernt?“ von Alexander Zinn). Trans-Personen waren davon mit betroffen, unter anderem weil sie mit unter dem Generalverdacht der Homosexualität standen (s. „Ver-körperungen des anderen Geschlechts – Transvestitismus und Transsexualität historisch betrachtet“, bpb). Dass entsprechende Beiträge bei der Anhängerschaft auch dahingehend ihre Wirkung entfalten, zeigen auch die Kommentare zu entsprechenden Hass-Beiträgen gegen Trans-Personen, wie etwa:

„Früher wurden solche verwirrten Personen einfach eingewiesen um die Gesellschaft zu schützen.“

Kommentar bei der „Demo für alle“, der nicht moderiert wurde, zu einem Beitrag, der aus der Akzeptanz von Trans-Personen eine Gefahr für die Allgemeinheit und eine Verschwörung bezüglich angeblicher wirtschaftlicher Interessen dahinter konstruiert. (https://www.facebook.com/demofueralle/posts/3037413849810960)

„Freie Welt“: „Transgender, eine Kreuzung aus Frankensteins Monster und Übermensch“

Nochmal einen draufgelegt hat nun der umstrittene (s. Quelle 1, Quelle 2) Berliner AfD-Politiker Wolfgang Hebold auf dem von Sven von Storch verantworteten rechten Alternativmedium „Freie Welt“:

Screenshot: Freie Welt (31.01.2021 13:03 Uhr)

In einem am 30. Januar 2021 von Hebold verfassten Beitrag bezeichnet er Trans-Personen als „eine Kreuzung aus Frankensteins Monster und Übermensch“. – Und natürlich schreibt Hebold irreführend von einem angeblichen „Wechsel des Geschlechts“, was eine Nichtanerkennung bzw. Leugnung der Transidentität darstellt, ein Machtinstrument also, um Trans-Personen ihre Existenz und ihren Anspruch auf Anerkennung abzusprechen. Er schreibt Trans-Personen „Wahn“, „infantile Spielchen“, „Machtphantasien“ und eine „Ausgeburt totalitärer Selbstübersteigung“ zu und ist sich in seinem menschenverachtenden Erguss noch nicht einmal für einen Vergleich mit der Atombombe zu schade.

Solche Narrative werden verwendet, um Menschen zu entmenschlichen (s. „Der Körperkult der Nazis“, fluter./bpb), sie als Gefahr – oder gar: „Frankensteins Monster“ – für die Allgemeinheit darzustellen. Sie standen und stehen – auch schon hierzulande – immer wieder in Zusammenhang mit der Ausgrenzung, Unterdrückung, Kriminalisierung und Verfolgung von Minderheiten – bis hin zum massenhaften Morden. Sie sind entsprechend auch dazu geeignet, Hass und Gewalt in der Bevölkerung gegen bestimmte Personen oder Gruppen anzustacheln, weil hiermit der Eindruck erweckt wird, als helfe nur noch „Notwehr“ (in Form von Gewalt), um das vermeintlich Schlimmste noch irgendwie abzuwenden. Hierbei handelt es sich um eine besonders von Rechtsextremen regelmäßig angewandte Taktik. (s. „Rechtsextreme „Argumentationsmuster““, bpb). Das im Rahmen der Meinungsfreiheit Sagbare dürfte damit also überschritten sein.

„Freie Welt“, inhaltlich verantwortet von Sven von Storch, ist dem gleichen Verein (s. Infos von Andreas Kemper) zugehörig wie auch die an der „Demo für alle“ beteiligte Initiative „Familien-Schutz“. Diese Initiative hatte, seinerzeit mit Hedwig von Beverfoerde als deren Sprecherin, anfangs die „Demo für alle“ aus dem Büro von Beatrix von Storch in Berlin auch veranstaltet. Beatrix von Storch hatte zu dieser Zeit auch angegeben, dass sie die Demos organisiert habe (Quelle).

Update vom 1. Februar 2021, 23:56 Uhr:
Die Überschrift wurde nun, 2 Tage nach Veröffentlichung, nachträglich verändert, die Bezüge zu „Frankensteins Monster“ im Text sind geblieben.

Hass im Internet melden: https://hassmelden.de/

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besorgter

Christian Maluck ist 1973 geboren und verfolgt das Treiben von „besorgten Eltern“ seit dem Jahr 2015. In dieser Zeit hat er sich intensiv mit Bildungsplänen, Bildungspolitik, Sexualpädagogik und Gender Studies und Gender Mainstreaming auseinandergesetzt und wirkt seitdem auch an der Facebook-Seite „Besorgte Homos“ mit (www.facebook.com/besorgte). Aufgrund eigener Diskriminierungserfahrung an der Schule liegen ihm diese Themen besonders am Herzen. Mit LGBTIQ*-Politik beschäftigt sich Christian Maluck bereits seit dem Jahr 2000. Unter anderem war er 12 Jahre ehrenamtlich beim schwul-lesbischen Magazin Uferlos bei Radio LORA München 92,4 engagiert.

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