„Wo ist der Bus?“ fragte sich Christian Knuth von blu, als er überlegte, gegen den Bus der sog. „Demo für alle“ wieder einen Gegenprotest zu organisieren. Die Frage stellten sich dann auch andere Aktivst*innen – u.a. von Enough is Enough und von uns – und entschieden sich, zum Wegbleibem vom Bus aufzurufen. Das war richtig, wie es sich jetzt zeigt. Von Christian Maluck.
Viel Wirbel um fast nichts
Wer vor etwa 2-3 Jahrzehnten zur Schule gegangen ist, wird sich an die Frage „Wo ist der Bus?“ noch gut erinnern können. Sie kam gerne als Antwort auf Informationen, die dem/der Gesprächspartner*in als nicht interessant erschienen. Denn gemeint sind diejenigen, die im Bus sitzen, die das eben Gesagte vielleicht interessieren könnte, einen selbst aber nicht.
Auch in Bezug auf die „Demo für alle“ und ihren sog. „Bus der Meinungsfreiheit“ erscheint diese Frage als legitim. Für diesen interessierten sich im vergangenen Jahr vergleichsweise wenige: 20-30 Personen fanden sich nach Beobachtungen bei den meisten Halten in etwa ein. Das war auch bei dem Halt in Berlin am vergangenen Montag, den 10. September 2018, nicht anders. Gegendemonstrant*innen waren hingegen oft 10-20 Mal so viele vor Ort. Trotz des geringen Interesses an dem Bus wurde über seine Halte in Zeitungen berichtet – wegen der organisierten und stark beworbenen und besuchten Gegenproteste.
Ignorieren statt Hofieren
Die Frage, die sich nun also stellte, lautete: Warum die PR-Arbeit für die sog. „Demo für alle“ machen? Warum einen großen Wirbel um eine Gegendemo machen, über die dann stets die kruden Positionen der „Demo für alle“ mit in die Presse gelangen und somit unnötige Aufmerksamkeit bekommen? Die Entscheidung für Berlin war damit gefallen: Die sog. „Demo für alle“ ignorieren statt hofieren.
Nachdem der Bus nun in Berlin und in anderen Städten gehalten hatte, zeigt sich auch das Erwartete: Wo Gegenproteste angemeldet waren, fand auch eine Berichterstattung darüber statt. In Stuttgart ist der Bus beispielsweise erst am Freitag, berichtet wird schon jetzt darüber – also Tage vorher. In Berlin gab es praktisch keine Berichterstattung!
Sex, nochmal Sex und ein Vorwurf
Die katholischen Aktivist*innen um Hedwig von Beverfoerde und Eduard Pröls konnten am Potsdamer Platz in Berlin also ganz in Ruhe über Homosexualität, „natürliche“ Familien, Sex, Missbrauch und Pädophilie sprechen und alles hübsch miteinander verbinden oder wahlweise auch durcheinander würfeln und kaum einen hat es interessiert.
Erwähnt wurde der Stopp in Berlin lediglich in Zusammenhang mit einem queeren Thema im Tagesspiegel in einem Satz. Das war’s. In der Siegessäule ist ein Kommentar erschienen, in dem praktisch vom Schreibtisch aus anderen der Vorwurf gemacht wurde, nichts unternommen zu haben. Ob der Verfasser den Aufruf mitsamt der Begründung zum Wegbleiben nicht mitbekommen hatte: unklar. Auf einen Kommentar, dass das Blatt doch selbst nichts unternommen hätte, wurde zickig reagiert. Man tue doch so viel. Aha. Ich war vor Ort, um mir ein Bild von der Lage zu machen und konnte von dem Blatt jedenfalls niemanden ausmachen. Auch ein Aktivist von Enough is Enough war kurz vor Ort, um sich ein Bild der Lage zu machen.
Verseuchung, ‚Ausrottung‘, aber freundlich
Hedwig von Beverforede scheint bei dieser Tour die ausgesprochen freundliche Kinderschützerin abgeben zu wollen, die scheinbar mit allen lieb reden will – selbst mit ihren Gegner*innen. Und selbst die würden die Anliegen der „Demo für alle“ dann verstehen. Dieser Eindruck wird jedenfalls bei Facebook erweckt. Man habe ja auch die besseren Argumente, wird nun auch gebetsmühlenartig auf der Seite der „Demo für alle“ wiederholt.
Wer die Förderung der Akzeptanz von LGBTIQ*-Personen als gleichwertige Menschen – darum geht es beim Thema Vielfalt – „staatlichen Kindesmissbrauch“ nennt oder in die Nähe von Pädophilie rückt oder unter Toleranz die „Duldung eines Übels“ verstehen will, der/die ist an Argumenten nur offensichtlich nicht interessiert. Wer reihenweise Kommentare löscht und deren Verfasser*innen blockt, die gut belegten Widerspruch enthalten, hat ganz sicher auch kein Interesse am Austausch von Argumenten. Und auch nicht an Meinungsfreiheit.
Wer ohne jeden Skrupel Tweets weiterverbreitet, in denen in Zusammenhang mit Homosexuellen die Rede von „Verseuchung“, „Parasiten“, „Pest“ oder „Mafia“ ist und nach ‚Ausrottung‘ gerufen wird, hat letztlich auch alles gesagt.
Hass-Bus, der keiner sein will
Hier geht es augenscheinlich darum, durch Freundlichkeit und ein scheinbar harmloses Auftreten Unterstützer*innen für wesentlich weitreicherende Vorstellungen zu finden. Inzwischen ist ja auch klar, dass im Umfeld von „Demo für alle“ und CitizenGO Mitwirkende an der Agenda Europe (Analyse) zu finden sind, die die Rekriminalisierung von Homosexualität in der gesamten EU zum Ziel hat. Wundern braucht sich da am Ende auch niemand mehr, wenn der Bus dann als „Hass-Bus“ bezeichnet wird. Bei CitizenGO scheint man das so gar nicht verstehen zu wollen, wie immer wieder Reden zu entnehmen war.
Unser Fazit
Es erscheint uns auch im Nachhinein als die richtige Entscheidung, wenig Beachtetem nicht unnötige Publicity zu verschaffen, die es erst durch Gegenveranstaltungen bekäme. Bei Veranstaltungen, die durch ihre Größe von Haus aus Beachtung fänden, sieht das sicherlich anders aus.
Fotos
Eine Auswahl an Fotos, die wir bei der der Veranstaltung in Berlin am 10. September 2018 aufgenommen haben. Weiterverwendung nur nach vorheriger Genehmigung!
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